Johann Böhm: Programm-Highlights der repair:fair 2025
/in News /Die repair:fair Wien geht heuer in eine neue Runde: Vom 23. bis 24. Mai 2025 lädt die Stadt Wien bei freiem Eintritt dazu ein, die vielfältigen Angebote rund um Reparatur, Refurbishment, Secondhand und Upcycling zu entdecken. Im Interview verrät Johann Böhm, aus dem Bereich Abfall- und Ressourcenmanagement der Stadt Wien – Umweltschutz, die Programm-Highlights und erklärt, warum es sich auszahlt, Dinge zu reparieren.
Wie läuft die Messe ab? Welche Gegenstände kann ich mitbringen?
Auf der repair:fair Wien am 23. und 24. Mai 2025, jeweils von 10 bis 18 Uhr, gibt es bei freiem Eintritt alles, was das reparaturfreudige Herz begehrt: Kaputte Gegenstände wie Elektrogeräte, Textilien und Fahrräder können zum Reparatur-Check mitgebracht werden und bei Kleidertauschbörsen und an Secondhand-Ständen bekommt Gebrauchtes ein zweites Leben. Geboten wird neben persönlicher Beratung auch ein Rahmenprogramm mit Information, Musik, Bastelworkshops für Kinder, etc. Für die Reparatur-Checks von Elektrogeräten und Textilien ist übrigens eine Anmeldung erforderlich. Sobald wir mit dem Programm der Messe online gehen, können Plätze gebucht werden.
Wer kann zur Messe kommen? An wen richtet sich das Angebot?
Die repair:fair Wien richtet sich an alle, die Interesse an einer nachhaltigen Lebensweise, bewusstem Konsum und Reparaturkultur haben. Für unsere jungen Besucher*innen gibt’s natürlich auch wieder das beliebte Karussell der Fundgegenstände.
Welche Workshops stehen heuer am Programm? Was darf ich auf keinen Fall verpassen?
Wer schon immer wissen wollte, wie man selbst Sessel leimen, Kratzer aus dem Esstisch entfernen oder einem alten Möbelstück mit Kreidefarbe einen neuen Look verpassen kann, ist bei unserem Möbelschwerpunkt genau richtig. Aber auch das Küchenmesser will scharf gehalten, die Gitarre richtig gepflegt und das Fahrrad selbst gewartet werden? Hierzu haben unsere Reparaturprofis die perfekten Tipps parat. Und soweit ich weiß, sammeln unsere Secondhand-Stände auch schon fleißig die schönsten Kleidungsstücke – exklusiv für die repair:fair Wien. Da ist ganz sicher das eine oder andere neue/alte Lieblingsstück mit dabei.
Warum zahlt es sich aus, Dinge zu reparieren, anstatt sie neu zu kaufen?
Aus ökologischer Sicht zahlt es sich nahezu immer aus, Gegenstände reparieren zu lassen. Die Produktion neuer Güter benötigt wesentlich mehr Ressourcen, als das eigentliche Produkt letztendlich repräsentiert. Eine Waschmaschine beispielsweise, die etwa 70 Kilogramm wiegt, verbraucht von der Herstellung bis zur Entsorgung rund 1.400 Kilogramm an Material. Das ist das 20-fache des Eigengewichts und etwa so schwer wie ein Mittelklassewagen. Selbst unter Berücksichtigung des geringeren Energieverbrauchs eines neuen Gerätes rechnet sich der Ersatz einer alten Waschmaschine aus ökologischen Gesichtspunkten frühestens nach 17 bis 23 Jahren.
Darüber hinaus stärkt die Reparatur, die meist regional stattfindet, die heimische Wirtschaft und sichert wichtige Arbeitsplätze.
Und oftmals ist es auch einfach schön, sich von einem liebgewonnenen Stück nicht trennen zu müssen.
Wie kann ich dazu beitragen, den Ressourcenverbrauch und das Abfallaufkommen in der Stadt zu verringern?
Bewusst zu konsumieren ist ein großer Hebel. Brauche ich das wirklich? Kann ich Leihangebote nutzen, anstatt selbst zu besitzen? Second-Hand den Vorzug gegenüber Neuanschaffung geben. Aber auch beim täglichen Einkauf kann man viel bewirken: Bei Getränken das Mehrweggebinde, anstelle der Einwegvariante wählen. Mehrwegflaschen werden im Schnitt bis zu 40 Mal wieder befüllt und sind dadurch natürlich wesentlich umweltfreundlicher. Und ganz klar, defekte Gegenstände reparieren lassen, anstatt sie wegzuwerfen und neu anzuschaffen.
Was muss sich ändern, damit mehr Menschen auf Reparatur statt Neukauf setzen?
Da gibt es mehrere Dinge, die zu tun sind. Ein Thema ist Bewusstseinsbildung und Aufklärung über die Vorteile der Reparatur, sowohl in ökologischer als auch ökonomischer Hinsicht. Reparatur fördert die lokale Wertschöpfung, schont Ressourcen und mit dem Wiener Reparaturbon sorgen wir als Stadt dafür, dass es sich auch finanziell für die Bürger*innen lohnt, Dinge länger in der Nutzungsphase zu halten.
Ein weiterer Hebel ist das Design von Produkten. Wir haben verlernt, Dinge reparaturfreundlich zu bauen. So sollten Geräte etwa modular aufgebaut sein und sich einfach zerlegen lassen um schadhafte Teile leicht ersetzen, bzw. reparieren zu können.
Damit Reparatur möglich ist, muss natürlich auch die Ersatzteilverfügbarkeit gewährleistet und diese für alle einfach und kostengünstig verfügbar sein. Niemand wird sich für eine Reparatur entscheiden, wenn entweder das Ersatzteil nicht verfügbar ist oder der Preis des Ersatzteils nicht in Relation zum Preis eines neuen Produkts steht. Hier braucht es ein generelles Umdenken in Richtung Kreislaufwirtschaft.
Schlussendlich ist auch die gesetzgebende Ebene gefordert, Maßnahmen pro Reparatur zu setzen. Das geschieht bereits, etwa durch die Ökodesign Verordnung, oder auch durch die Right to Repair Richtlinie. Letztere sieht unter anderem eine Verlängerung der Gewährleistungsfristen nach einer erfolgten Reparatur vor, aber auch ein Wahlrecht für Konsument*innen, ob sie ein Produkt lieber getauscht, oder repariert haben möchten.
Alle Infos zur repair:fair gibt es hier: https://www.wien.gv.at/umweltschutz/repairfair.html
