5 Fragen an … Victoria Menedetter über pulswerk
/in News /In der Rubrik „5 Fragen an…“ erklären unsere Umweltberater*innen und Expert*innen, worum es bei unseren Angeboten geht und für welches Unternehmen sie geeignet sind. Dieses Mal stellt Victoria Menedetter von pulswerk das Beratungsangebot zum Österreichischen Umweltzeichen für Mehrweggebinde und Mehrwegbechersysteme vor.
Wer bist Du und was machst Du bei pulswerk?
Mein Name ist Victoria Menedetter und ich bin als Beraterin bei der pulswerk und als Forschungsmitarbeiterin beim Österreichischen Ökologie-Institut im Bereich Kreislaufwirtschaft und Abfallvermeidung (KRA) tätig. Bei der pulswerk begleite ich gemeinsam mit einem engagierten Team Unternehmen bei Umweltzertifizierungen wie dem Österreichischen Umweltzeichen (z. B. für Bildungseinrichtungen, Mehrweggebinde, Reinigungsdienste) sowie bei der Erstellung von ÖkoBonus-Berichten und Abfallwirtschaftskonzepten. Ein weiterer Schwerpunkt ist die Organisation und Durchführung von Abfallsortieranalysen für Gemeinden in ganz Österreich. Zudem arbeite ich beim Österreichischen Ökologie-Institut an Projekten zur Förderung der Kreislaufwirtschaft – etwa an der Einführung einer Mehrweg-Weinflasche.
Was ist das Österreichische Umweltzeichen für Mehrweggebinde und Mehrwegbechersysteme und warum sollten Betriebe daran teilnehmen?
Das Österreichische Umweltzeichen für Mehrweggebinde und Mehrwegbechersysteme ist ein staatliches Gütesiegel für umweltfreundliche Verpackungen und Getränkesysteme, die tatsächlich mehrfach verwendet werden. Im Unterschied zum Abfallwirtschaftsgesetz (AWG 2002), das nur vorgibt, wie viele Mehrwegprodukte im Umlauf sein sollen, legt das Umweltzeichen genau fest, wie ein gutes Mehrwegsystem aussehen muss – zum Beispiel mit einer verpflichtenden Mindestanzahl an Umläufen sowie klaren Regeln zu Etiketten, Druckfarben, Transport, Reinigung und Hygiene.
Für Betriebe bietet das Umweltzeichen den Vorteil, dass es Vertrauen schafft – Kund*innen sehen, dass das Mehrwegsystem wirklich nachhaltig ist. Gleichzeitig stärkt es das umweltbewusste Image des Unternehmens und kann helfen, sich am Markt positiv abzuheben.
Für welche Betriebe ist die Zertifizierung geeignet? Welche Anforderungen sind dafür zu erfüllen?
Wie der Name bereits sagt, ist die Auszeichnung für Inverkehrbringer*innen von Mehrweggebinden (z.B. Bierflaschen, Limonaden, etc.) und Betreiber*innen von Mehrwegbechersystemen geeignet. Das wichtigste Kriterium ist die Umlaufzahl des Mehrweggebindes/-des Bechers, da ein Mehrwegsystem aus ökologischer Sicht nur dann Sinn macht, wenn das Gebinde oder der Becher lange im Umlauf bleibt. Mehrweggebinde und -bechersysteme müssen laut Richtlinie eine mittlere Umlaufzahl von mindestens zwölf erreichen.
Weitere Kriterien: Schwermetallhaltige Druckfarben sowie Metallfolienetiketten sind unzulässig; bei Bechern dürfen nur lebensmittelechte Farben verwendet werden. Transport- und Verkaufseinheiten müssen als Mehrwegsysteme konzipiert sein, mit einem ökologisch optimierten Logistikkonzept. Die Reinigung muss wassersparend und ohne chlorhaltige Mittel erfolgen. Zudem sind ein Hygienekonzept, regelmäßige Untersuchungen sowie ein Originalitätsschutz verpflichtend. Ausgediente Gebinde sind stofflich zu verwerten.
Was kann ich mir als Unternehmen von der Beratung erwarten und welche Vorteile ergeben sich dadurch?
Unternehmen profitieren von der langjährigen Erfahrung unseres Teams in der Umweltberatung – insbesondere in den Bereichen Kreislaufwirtschaft und Abfallvermeidung. Wir begleiten bei der Umsetzung und Vorbereitung von Umweltzertifizierungen, beispielsweise für Bildungs- und Tourismuseinrichtungen oder auch für Produkte wie das Umweltzeichen für Mehrweggebinde und Mehrwegbechersysteme. Im Bereich des Umweltzeichens für Mehrweggebinde und Mehrwegbechersysteme haben wir bereits mehrere Betriebe erfolgreich durch den gesamten Zertifizierungsprozess begleitet – sowohl für Bechersysteme als auch für Mehrweggebinde. Ein zusätzlicher Vorteil: Wir sind bei verschiedenen regionalen Förderprogrammen als offizielle Beratungspartner*innen gelistet. Dadurch besteht die Möglichkeit, eine finanzielle Unterstützung für die Beratung in Anspruch zu nehmen.
Die Initiative „Mehrweg-Bouteille“ macht sich aktuell für ein Mehrweg-System für die 0,75-Liter-Weinflasche in Österreich stark. Welche Vorteile würde das System mit sich bringen? Wo sind die Schwierigkeiten bei der Umsetzung?
Kreislaufwirtschaft ist der Schlüssel für Nachhaltigkeit. Gerade bei regionalen Systemen sind Mehrwegsysteme eindeutig die nachhaltigere Variante. Laut einer Studie der HBLA und Bundesamt Klosterneuburg entfallen rund 47% der CO2-Emissionen eines Weins auf die Flasche, mit einem Mehrwegsystem könnten wir diese Emissionen deutlich senken. In Österreich, wo inländische Weine einen sehr hohen Marktanteil (über 67%) haben, gibt es kaum Mehrwegsysteme. Das wollen wir ändern und mit der Mehrweg-Bouteille möchten wir Konsument*innen und Winzer*innen die Chance bieten, sich für eine nachhaltige Alternative zu entscheiden.
Herausforderungen:
Im Vergleich zu Einwegflaschen erfordern Mehrwegflaschen komplexere logistische Abläufe – von der Leergutrücknahme über Reinigung und Lagerung bis zur Wiederbefüllung und Transport. Dies führt zu höherem Aufwand und zusätzlichen Kosten. Ein wichtiger Punkt ist auch die Akzeptanz bei den Kund*innen: Sie müssen verstehen, wie das System funktioniert und die Flaschen bequem zurückgeben können. Die richtige Kommunikation ist entscheidend, denn das System hängt davon ab, dass die Flaschen tatsächlich zurückgebracht werden.
Vorteile:
Mehrwegflaschen schonen natürliche Ressourcen und reduzieren Abfall, was die Umwelt erheblich entlastet. Langfristig können durch die Wiederverwendung Kosten eingespart werden, da die Investition auf viele Nutzungszyklen verteilt wird. Außerdem stärkt das Mehrwegsystem das nachhaltige Image von Unternehmen, fördert die Kund*innenbindung und eröffnet neue Marketingchancen.
