Re:Wien Startup Erfolgsstory: Paradeisa

Im Oktober ist Paradeisa unsere Re:Wien-Erfolgsgeschichte. Das Startup aus dem Re:Wien Programm von OekoBusiness Wien und dem Impact Hub Vienna hat einen Online-Hofladen für lokale Lebensmittel auf die Beine gestellt.

Wer steht hinter Paradeisa und was macht ihr?

Paradeisa ist dein Online-Hofladen für frische und lokale Lebensmittel. Wir sind ein kleines, aber feines Team: Für das Business sind Isabella Schieszler-Lotschak und Markus Sitek (Geschäftsführer) zuständig, die Technik verantworten Vinzenz Schwarz und Michael Apostol.

Wir bringen natürliche Lebensmittel von Kleinproduzent*innen aus der Umgebung direkt zu den Menschen in die Stadt oder aufs Land – fair, einfach und ohne Umwege. Ohne Abo, ohne Mindestbestellmenge. Unsere Kund*innen bestellen gemütlich bis Dienstag ihren Wocheneinkauf online und holen ihn dann bei einem Abholmarkt ums Eck ab.

Wie entstand die Idee für Paradeisa, und was ist eure Vision? Welchen Mehrwert bietet Paradeisa für Produzent*innen und Abnehmer*innen?

Als Markus nach zehn Jahren von Frankreich nach Wien zurückkam, war er erschüttert über die Situation beim Lebensmitteleinkauf. In seiner Kindheit gab es – wie heute noch in Paris – kleine Bäcker*innen, Fleischhauer*innen und Greißler*innen. Heute findet man in seinem Grätzl fast nur noch Industriebäcker und Supermärkte. Hochwertige Lebensmittel aus der Umgebung gibt es kaum – oder nur zu „Apothekerpreisen“.

So entstand die Idee zu Paradeisa: Lebensmittel von lokalen Produzent*innen leistbar und einfach zugänglich zu machen – und dabei gleichzeitig das Grätzlleben wiederzubeleben.

Mit Paradeisa haben wir für alle eine klassische Win-win-Situation erschaffen. Produzent*innen haben meist keine Zeit, regelmäßig auf Märkte zu gehen. Über Paradeisa finden sie ohne Werbung und ohne Papierkram neue Abnehmer*innen. Sie bestimmen ihre Preise selbst und 70 % des Verkaufspreises bleibt bei ihnen.

Ein weiterer Vorteil: Es wird nur geliefert, was bereits bestellt und bezahlt wurde. So entsteht keine Lebensmittelverschwendung, wie sie im klassischen Einzelhandel üblich ist.

Auch die Kund*innen profitieren, denn sie können aus einer großen Auswahl regionaler Produkte wählen, die sie sonst oft gar nicht bekommen würden. Sie müssen nicht mehr von Hof zu Hof fahren, sondern bekommen alles gebündelt an einen Abholpunkt in ihrer Nähe.

Wie funktioniert euer Online-Hofladen? Wo kann ich meine Lebensmittel abholen?

Derzeit gibt es 18 Abholmärkte und bald schon 19 Momentan liegen die meisten im Süden Wiens und im Umland. Jeder Abholmarkt hat seinen eigenen Charakter und Charme. Manche laden zum Plaudern oder auf ein Achterl Wein ein, andere sind eher praktisch organisiert – für alle, die’s eilig haben.

Uns war wichtig, mit den Abholmärkten auch den sozialen Aspekt des Handels wiederzubeleben. Darum machen wir bewusst keine Hauslieferungen – das persönliche Abholen ist Teil des Konzepts.

Was ist euer bisher größter Erfolg?

Wir sind stolz auf unsere große Vielfalt. Rund 60 Produzent*innen bieten bei uns über 800 Produkte an – praktisch alles, was in unserer Region hergestellt wird.

Ein besonderes Highlight war die Corona-Zeit. Damals konnten wir viele Menschen mit hochwertigen Lebensmitteln versorgen. Für viele war Paradeisa das Highlight der Woche – sie standen Schlange vor den Abholmärkten (natürlich mit Sicherheitsabstand ). Seither ist es etwas ruhiger geworden, weil viele wieder in ihre alten Einkaufsgewohnheiten zurückgekehrt sind.

Wie geht ihr mit Herausforderungen um? Welche Learnings habt ihr mitgenommen?

Für uns gibt es keine Probleme – nur Herausforderungen. Wir probieren viel aus, nach dem Motto „Trial and Error“. Meistens ist das Ergebnis danach sogar besser als vorher.

Wie sehen eure nächsten Ziele aus? Wie soll es mit Paradeisa weitergehen?

Unser Ziel ist es, noch mehr Menschen mit großartigen Produkten aus der Region zu versorgen. Dafür suchen wir gerade weitere Abholmärkte in Wien – und wollen unser Konzept bald auch in andere Regionen bringen.

Wenn du gerne lokale Produkte in deiner Gegend hättest und dir einen Abholmarkt in deiner Nähe wünschst oder einen Tipp hast – lass es uns gerne wissen!

Was wünscht ihr euch von der Stadt Wien, von Betrieben und der Wirtschaft?

Wir haben in Wien das große Glück, noch viele kleine Produzent*innen zu haben – das können nur wenige Millionenstädte von sich behaupten. Erstaunlich ist, dass viele Wiener*innen gar nicht wissen, wie vielfältig die lokale Produktion hier ist.

Wir wünschen uns von der Stadt Wien, diese Produzent*innen stärker ins Rampenlicht zu stellen und das Bewusstsein für regionale Ernährung und lokalen Konsum zu fördern. Denn wir glauben nicht, dass die Zukunft des Lebensmitteleinzelhandels in Österreich in der Hand von drei Konzernen liegen darf.

Die Nahversorgung durch kleine Betriebe muss gestärkt werden – sie sind nicht nur das Rückgrat unserer Ernährung, sondern beleben auch unsere Grätzl.

Paradeisa zeigt, dass Regionalität, Fairness und Digitalisierung kein Widerspruch sind – sondern gemeinsam eine neue, nachhaltige Form des Einkaufens schaffen können.