Re:Wien Startup Erfolgsgeschichte: Die Pflanzerei

Wir möchten inspirierende Erfolgsstories vorstellen, die aus dem Re:Wien Accelerator-Programm hervorgegangen sind. Durch die Begleitung von Expert*innenteams konnten zahlreiche Startups ihre Ideen (weiter)entwickeln. Diesmal stellen wir Die Pflanzerei vor, eine vegane Metzgerei mit Sitz in Wien.

Was macht Die Pflanzerei? Wofür steht das Unternehmen?

Die Pflanzerei setzt mit ihrem ersten Produkt „Gustl – Der pflanzliche Leverkas“ auf das Herzstück der heimischen Esskultur, regional & nachhaltig – nur eben aus Pflanzen. Durch das Fachwissen und Handwerk unserer Metzger gelingt es uns nicht nur Produkte herzustellen, die schmecken, wir tragen auch dazu bei, dass eine der traditionellsten Branchen damit beginnt umzudenken. Neben dem authentischen Fleischgeschmack setzen wir gleichermaßen auf die Region – Verfügbarkeit & Saisonalität – der Zutaten. Dadurch gelingt es uns den Zukunftsmarkt pflanzlicher Fleisch- und Wurstprodukte für unsere heimischen Landwirt*innen zu erschließen. Mit Gustl schaffen wir „Nähe & Transparenz“, zeigen den Menschen, was sie essen, woher ihr essen kommt, woraus es sich zusammensetzt & wie es verarbeitet wird. Dass wir damit am Puls der Zeit sind – das bestätigen uns unzählige Kund*innen, die an der Feinkosttheke im Supermarkt unser Produkt bestellen. Und so hat Gustl als erster seiner Art die Fleischdomäne der Supermärkte erobert. Neben dem tierischen Leberkäse gibt es nun den pflanzlichen Leverkas in verschiedenen Sorten in der Feinkosttheke. Gustl ist frei von Allergenen – ein Produkt für alle – egal ob vegan, vegetarisch oder Fleischesser*in.

Was hat dich dazu bewogen, veganen Leberkäse zu entwickeln?

Seit Jahren beschäftige ich mich mit dem Thema Bewusstseinsbildung. Mehr Bewusstsein für Lebensmittel, unseren Lebensraum, aber auch die Landwirtschaft, die uns versorgt. Und eines ist klar: Die österreichische Esskultur ist fleischlastig. Und somit Veganismus etwas Fremdes. Etwas, das von außen kommt. Nicht verankert in der österreichischen Ess-DNA.

Unweigerlich bin ich dann auf die Frage gestoßen: Wie würde es sich anfühlen, wenn Wurst und Fleisch aus Pflanzen schon immer Teil der österreichischen Esskultur wären? Eine Frage, die ich nun mit der „Die Pflanzerei – Veganer Lebensmittel GmbH“ beantworten werde.

v.l.n.r. Joyce Stiernon (Vertrieb, Logistik & Event), Nadina Ruedl (Gründerin & CEO), Denise Kronthaler (Kommunikation & Finanzen)

Was war die größte Herausforderung beim Gründen und Entwickeln einer nachhaltigen Idee?

Spricht man von „Regionalität“ im Kontext der Landwirtschaft, Produktion aber auch der Wissensvermittlung im Bereich der Ernährung, so wird darunter zumeist der tierische Bereich fokussiert. Es fehlt die Verknüpfung zwischen der heimischen Landwirtschaft sowie traditionellen Branchen (u.a. Metzgerbranche) und den zukünftigen pflanzlichen Fleisch- und Wurstprodukte. Dieser Zukunftsmarkt soll auch für die österreichische Landwirtschaft erschlossen werden und „Regionalität“ zu einem zentralen Wert bei veganer Produktion werden. Die Herausforderungen bei der Pflanzerei werden gemeinsam angegangen, darüber diskutiert und an Lösungen gearbeitet. Denise & Joyce, die beiden Mitarbeiterinnen schätzen und teilen die Werte der Pflanzerei. Natürlich läuft in einem Startup noch nicht alles rund, es gibt Höhen und auch Tiefen, die gemeinsam durchgestanden werden. Denise & Joyce sind dankbar in der Pflanzerei arbeiten zu dürfen und sehr viel Neues dazu zu lernen. Vor allem aber wird ihnen vermittelt, wie man effektiv Aufgaben löst, wie man ein Unternehmen aufbaut und was alles zu einem Startup dazu gehört, das eine Vision verfolgt.

Was würdest du dir für die Zukunft (in Hinsicht auf Nachhaltigkeit, Ernährung, dein Startup etc.) wünschen?

Mehr Transparenz, Authentizität und Verantwortungsbewusstsein in der gesamten Lebensmittelbranche.

Was muss noch getan werden, um Wien zu einer grünen und nachhaltigen Stadt zu machen?

Ich lebe im siebten Bezirk – dort ist auch die Pflanzerei angesiedelt. Ein Bezirk, der einem die Rahmenbedingungen bietet, ein veganes Food-Startup aufzubauen. Denn seinen wir uns ehrlich – im siebten gehört ein Gustl (pflanzlicher Leverkas) einfach dazu

Wie hat das Re:Wien-Programm von OekoBusiness Wien und dem Impact Hub Vienna konkret dazu beigetragen deine Business Idee weiterzuentwickeln?

Die Pflanzerei wurde anfänglich durch das Ersparte der Gründerin Nadina Ruedl sowie durch die Auszeichnung „Top 10 der nachhaltigsten Startups“ des Klima- und Energiefonds des Bundesministeriums für Klimaschutz mit 10.000 Euro finanziert. Mittlerweile werden die Produkte in ausgewählten Filialen von BILLA und BILLA PLUS, Feinkostläden und dem Onlineshop verkauft. In Programmen wie diesem sowie Re:Wien von OekoBusiness Wien erwarb die Gründerin das Wissen, ein Impact Startup zu gründen. Darüber hinaus herrschte reger Austausch mit Expert*innen aus der Bildung (BOKU), gemeinnützigen Vereinen (Donau Soja, Vegane Gesellschaft) und Fachexpert*innen aus den Bereichen Ernährungswissenschaften sowie Lebensmitteltechnologien.

Welche Tipps würdest du anderen Gründer*innen auf Ihrem Weg mitgeben?

Durchhalten. Besonders dann, wenn man hinter die Fassade der Märchengeschichten vom Gründer*innenalltag blickt. Doch ganz ehrlich: es zahlt sich aus.