OekoBusiness Wien goes VIENNA DESIGN WEEK
/in News /Klimastadtrat Jürgen Czernohorszky: „Man muss etablierte Wege verlassen, um Innovation zu ermöglichen. Das Pilotprojekt Re:Form zeigt dabei das enorme Potenzial von Design für eine zukunftsfähige Wiener Wirtschaft und den Klimaschutz.“
In einem Pilotprojekt von OekoBusiness Wien, dem Umweltservice-Programm der Stadt Wien, und der VIENNA DESIGN WEEK wurden fünf Wiener Betriebe mit Designer*innen gepaart, um unternehmerische Prozesse und mögliche Problemstellungen mit Hilfe von Design zu transformieren. Boehringer Ingelheim RCV GmbH & Co KG, EVVA Sicherheitstechnologie GmbH, Kelly Ges.m.b.H., PAWEL packing & logistics GmbH und TELE Haase Steuergeräte Ges.m.b.H. haben mitgemacht und nun im Rahmen der VIENNA DESIGN WEEK (VDW) und im Beisein von Klimastadtrat Jürgen Czernohorszky ihre fünf Prototypen und Ideen der Öffentlichkeit präsentiert.
Die Betriebe wurden im Rahmen des Projekts von OekoBusiness Wien finanziell unterstützt und durch externe Berater*innen begleitet. Entstanden sind dabei Prototypen wie unter anderem Kommunikationsinseln für Mitarbeiter*innen, ein neues Raumsystem, ein Prototyp für die Nachnutzung von Exportverpackungen, ein Konzept für den Umgang mit Wasser in der Produktentwicklung von Medikamenten sowie ein visuelles Tool, um Unternehmen und deren Maßnahmen entlang der SDGs einzuordnen und weiter zu inspirieren. Bis zum 1. Oktober konnten alle Re:Form Projekte in der Festivalzentrale der VDW im Prater, in der Laufbergergasse 12, zu besichtigt werden. Klimastadtrat Jürgen Czernohorzsky ist von den Prototypen begeistert und lobt das Engagement der Betriebe: „Design darf vieles, was Unternehmensprozesse auf den ersten Blick vielleicht nicht zulassen. Mit Re:Form soll daher das große Potenzial sichtbar gemacht werden, das entsteht, wenn Betriebe über den Tellerrand blicken und ein Zusammenspiel unterschiedlicher Kräfte zulassen. Die Ergebnisse belegen eindrucksvoll wie neue Lösungswege entstehen und Innovationen wachsen, die nachhaltige Veränderungen hervorbringen.“
Das Projekt verbindet Wirtschaft, Design und Unternehmensberatung auf einzigartige Weise. Die erarbeiteten Prototypen erzielen dabei nicht nur im jeweiligen Betrieb eine effektvolle Veränderung, sondern dienen auch als Inspiration für die Wiener Wirtschaft, Prozesse in Frage zu stellen. Michael Kienesberger, Leiter der Stadt Wien – Umweltschutz: „Um den Kraftakt Klimaneutralität bis 2040 zu stemmen, müssen wir gemeinsam neue Wege gehen und die Expertise aus verschiedenen Bereichen nutzen. Mit Re:Form setzen wir Design als Hebel ein, um die Stadt fit für die Zukunft zu machen.“
Kooperation soll fortgeführt werden
Nach dem erfolgreichen Abschluss des Pilotprojektes nutzt OekoBusiness Wien die gewonnenen Erkenntnisse und Erfahrungen, um ein weiterführendes Angebot für Wiener Betriebe zu entwickeln. „Wir beobachten eine verstärkte Nachfrage nach kreativen und innovativen Ansätzen, um Problemstellungen im Betrieb zu begegnen. Re:Form setzt genau hier an und eröffnet uns neue Möglichkeiten“, erklärt Thomas Hruschka, Programmmanager von OekoBusiness Wien.
Auch VIENNA DESIGN WEEK Direktor Gabriel Roland zieht positive Bilanz und ist mit den Ergebnissen von Re:Form zufrieden. Projekte wie diese würden das Bewusstsein für Zirkularität, Ressourcen und Materialien bei Designer*innen und Konsument*innen stärken. Auch beim Ausstellungsdesign kamen diese Aspekte zum Tragen. Bewusst zirkulär gestaltet wurde es von der Wiener Designerin Stephanie Kneissl.
Eine Übersicht der Projekte:
Das Pharmaunternehmen Boehringer Ingelheim, vertreten durch Senior Manager Sustainability Natalie Egreteau, hat mit der Unternehmensberaterin Verena Riedler und der Designerin Alexandra Fruhstorfer neue Wege erkundet, um der Ressource Wasser mit besonderer Wertschätzung zu begegnen. Das Ergebnis – DAS FEST DES WASSERS – soll der Belegschaft von Boehringer Ingelheim einen spielerischen Rahmen bieten, sich gemeinsam den Potenzialen und Möglichkeiten einer sorgsameren Nutzung von Wasser zu widmen. Ein Sommerfest wird so zum Nährboden, um Prinzipien des Ökodesigns in künftigen Produktentwicklungsprozessen zu etablieren. „Das Projekt erlaubte uns auf eine spielerische Art die Öko-Design-Prinzipien auf das Thema ‚Wasser‘ anzuwenden. Am Fest des Wassers werden neue Wege erdacht, wie mehr Wertschätzung bei der Nutzung von Wasser erreicht werden kann“, so Natalie Egreteau, Senior Manager Sustainability bei Boehringer Ingelheim RVC GmbH & Co KG.
Das Projekt hat sich zum Ziel gesetzt, die soziale Nachhaltigkeit in Form der internen Kommunikation des Wiener Schließsystemherstellers EVVA auf unterschiedlichen Ebenen zu verbessern. Architektin und Designerin Eldine Heep hat an mehreren Orten des Betriebs Kommunikationsinseln entwickelt. Durch die Interventionen sollen mehr persönlicher Raum und natürlichere Umgebungen innerhalb des Unternehmens geschaffen werden, um direkte Kommunikation und informellen Austausch zu erleichtern und überdies mehr Identifikation mit dem Arbeitsplatz herzustellen. Das Projekt wurde von Andrea Trumler-Berneck, Unternehmensberaterin bei denkstatt, begleitet und bei EVVA von Martin Van Berkum, Bereichsleiter Produktionstechnik und Produktion Mechanik, betreut.
Die Herausforderung: die Wertschätzung aller Mitarbeiter*innen in ein modulares Möbelsystem zum Essen, Kommunizieren und Ausruhen übersetzen und den räumlich ansprechenden Speisesaal von Kelly darüber hinaus in puncto Atmosphäre, Gemütlichkeit und Funktionalität aufwerten. Im Rahmen der Programmreihe erarbeiteten Designerin Barbara Gollackner und Kelly, vertreten durch Corporate Social Responsibility Coordinator Daniela Prückler, ein Raumsystem, das nicht nur funktionale Anforderungen erfüllt, sondern zusätzlich auch wichtige Schwerpunkte des Unternehmens – von Regionalität bis Nachhaltigkeit – zum Ausdruck bringt.
FREE TO REUSE – NACHNUTZUNG VON EXPORTVERPACKUNGEN
Die Firma PAWEL smart packing & logistics entwickelt und stellt maßgeschneiderte Verpackungslösungen für den Export her. Diese bestehen hauptsächlich aus Holz oder Wellpappe. Ihre Dimensionierung hängt von Transportart und Gewicht (bis zu 50 Tonnen) der zu versendenden Ware ab. Während für den Versand in Europa auch Mehrweglösungen eingesetzt werden, kommen für den Überseeversand hauptsächlich Einwegverpackungen zum Einsatz. Obwohl diese mitunter aus wertvollen wiederverwendbaren Rohstoffen wie Schnittholz, Sperrholz oder OSB-Platten bestehen, werden sie nach der einmaligen Verwendung oftmals entsorgt. Um dem Produkt nun ein zweites Leben zu schenken, hat studio re.d (Kerstin Pfleger und Peter Paulhart) in Kooperation mit PAWEL, vertreten durch Geschäftsführer Michael Pawel persönlich, ein Konzept für eine Nachnutzung der Verpackungen in Form von Möbelobjekten zum Selbstzusammenbauen entwickelt: Bauanleitungen und Schnittpläne für Einzelteile sind nunmehr signalkräftig auf die Außenseite der großformatigen Kisten gedruckt: nach dem Auspacken ist jetzt vor dem Aufbauen – aus Verpackungsmüll wird Design, ein wertvolles neues Produkt entsteht! Das Projekt wurde von Stefan Pichler, Nachhaltigkeitsberater bei denkstatt, begleitet. „Die Zusammenarbeit mit Studio red. Design hat gezeigt, dass selbst aus einfachen Holzkisten trendige Möbel hergestellt werden können. Der Druck auf den Kistenoberflächen, der den Schnittplan widerspiegelt und das Möbeldesign darstellt, macht auf den wertvollen Rohstoff aufmerksam und ist ein gelungenes Beispiel für Kreislaufwirtschaft“, so Laura Boldizsár, Nachhaltigkeitsbeauftragte bei PAWEL.
Tele Haase entwickelt und produziert Automatisierungskomponenten in Wien und schafft mit dem Factory Hub eine Drehscheibe für Startups und renommierte Industriebetriebe, um gemeinsam nachhaltige Unternehmenserfolge zu erzielen. Die Basler Informationsdesigner*innen von Superdot.studio und das österreichische Industrieunternehmen Tele Haase, vertreten durch Marketingbeauftragte Gabrijela Ponier, haben aus der Agenda 2030 – der globale Plan zur Förderung nachhaltigen Friedens und Wohlstands und zum Schutz unseres Planeten – einen konkreten Maßnahmenmix für Unternehmen und Einzelpersonen abzuleiten. Als Ergebnis steht ein experimentelles visuelles Tool, das die Ausrichtung von Tele Haase entlang der 17 Sustainable Development Goals (SDGs) visualisiert und in Form des ausgestellten handillustrierten Posters auch andere Unternehmen und Start-ups inspirieren und zur Zusammenarbeit im Rahmen des Factory Hub einladen soll.