Social Card – Re:Wien Startup Erfolgsgeschichte

Wir möchten eine weitere inspirierende Erfolgsstory vorstellen, die aus dem Re:Wien Accelerator-Programm hervorgegangen ist. Durch die Begleitung von Expert*innenteams konnten bereits zahlreiche Startups ihre Ideen (weiter)entwickeln. Heute stellen wir Arne Nostitz-Rieneck vor, Gründer von SocialCard, einem Barcode- und App-System, das bargeldlose Spenden an Menschen ohne Bankkonto oder Smartphone über personalisierte QR-Code-Karten ermöglicht. Er erzählt von seinem Weg zum eigenen sozialen Startup, seinen Learnings, Erfolgen und Wünschen für die Zukunft.

Was macht SocialCard?

SocialCard entwickelt Ideen und Projekte zur Inklusion finanziell benachteiligter Personen und für gesellschaftliche Verbesserung der Chancengleichheit. Ein erstes Projekt ist „die“ SocialCard, ein QR-Code basiertes Tool, das Menschen ohne Bankkonto und Smartphone erlaubt im digitalen Zahlungsverkehr teilzunehmen. Konkret wird obdachlosen Personen der Weg eröffnet digital Spenden entgegenzunehmen und diese Spenden dann bei unseren Partnerbetrieben gegen Serviceleistungen wie Essen, Unterkunft oder medizinische Betreuung einzutauschen. Der große Mehrwert von dem Projekt SocialCard ergibt sich aber aus der Partnerschaft mit Kundenbindungsprogrammen. Zusammen wandeln wir gesammelte Treuepunkte in spendbare Werte um. So können Spender*innen helfen, ohne dass es sie direkt etwas kostet. Hier verfolgen wir die Idee auf Dauer einen Mindset-Shift in der Gesellschaft zu erwirken – von CashBack zu CashForward – um mit der gesammelten Kraft der Kundenbindungsprogramme nachhaltig Veränderung zu schaffen. Unsere Pläne verfolgen die Finanzierung von Wohnungen, Ausbildung und Arbeitsstellen.

Wieso hast du gerade ein Social Startup gegründet? Wie bist du auf diese Idee gekommen?

Alles begann mit einer Frage: Warum kann ich meine Treuepunkte, die ich selbst nicht nutze, nicht einem Menschen in Not spenden? Ich habe nie Bargeld bei mir – und die Suche nach einer Lösung hat mich dazu gebracht SocialCard als Projekt umzusetzen. Was als kleine Idee für digitales Kleingeld begann, hat mir einen Einblick in die Komplexität und die damit verbunden Hürden gegeben. Und es ist viel zu spannend, die Lösung zu finden, als es nicht zu tun. Mit 20 Jahren Berufserfahrung in Film und Medien lag nichts ferner als in die Richtung Social Entrepreneurship zu gehen – aber positive Herausforderungen sind, was das Leben lebenswert macht.

Was war dein größtes Learning beim Gründen eines sozialen Startups?

Das ein anscheinend kleines Projekt ziemlich schnell unbewerkstellbare Ausmaße annehmen kann. Und es sehr schwierig ist, den richtigen Fokus zu behalten – vor allem, wenn man alleine ist. Es ist wichtig sich die Zeit für Planung zu nehmen. Und sich bewusst zu sein, dass man viel lernt (und lernen muss). Das Finden eines Teams ist eine der größten Herausforderungen, aber es lohnt sich hier nicht aufzugeben! Mit dem richtigen Team ist alles machbar. Außerdem Prioritäten zu setzen – und die eigene Gesundheit nicht außer Acht zu lassen. Ich stürze mich meist Hals über Kopf in Projekte – aber das kann schnell im Burnout enden. Also genügend Auszeit nehmen und auch mal zum Durchatmen kommen… auch wenn es im täglichen Geschäft kaum möglich scheint.

Welche Erfolge konntest du bereits erzielen und was sind die nächsten Schritte?

Wir hatten die unglaubliche Ehre bei einigen großen Awards eingeladen worden zu sein. Das weltweite Netzwerk, das wir dadurch mittlerweile aufbauen konnten, ist eine große Unterstützung. Eines der größten Erfolge ist, dass wir Anfang Oktober in Salzburg unser erstes Produkt, das bargeldlose Bezahlen der Straßenzeitung Apropos, gestartet haben. Wir ermöglichen dort den obdachlosen Verkäufer*innen digitale Zahlungen über ApplePay und GooglePay sowie Kreditkarten zu akzeptieren, ohne selbst ein Smartphone oder Bankkonto besitzen zu müssen. Ein Pilotprojekt, das von der Uni Salzburg wissenschaftlich begleitet wird und wodurch wir uns viele Einsichten für die weitere Entwicklung holen können. Und der allergrößte Erfolg für mich ist, dass SocialCard mittlerweile ein Team von sieben Personen umfasst – alles ehrenamtliche Partner*innen, die an die Vision glauben – denn noch ist alles selbst finanziert.

Was würdest du dir für die Zukunft wünschen?

Ich würde mir für die Zukunft ein bedingungsloses Grundeinkommen wünschen, da dann solche Lösungen wie unsere nicht mehr Not-wendig sind. Und gleichzeitig würde es vielen Menschen, die sich mit Nachhaltigkeit und Ideen für eine bessere Zukunft beschäftigen – sowie der Forschung und so vielen anderen, die sich um das Menschliche kümmern in Pflege, Betreuung etc. den Rücken freihalten, um sich ganz ihrer Aufgabe zu widmen. Die Zeit, die in den letzten drei Jahren für minimalstes Fundraising draufgegangen ist – nur um nicht selbst in die Lage der Obdachlosigkeit zu schlittern – steht in keinem Verhältnis zu dem Impact den man in der gleichen Zeit hätte schaffen können, wenn man sich auf das Problem und nicht das Geld hätte fixieren können. Eine Utopie, an der SocialCard ein klein bisschen mitarbeitet. Bis es so weit ist hoffe ich, dass wir SocialCard so weit finanzieren können, dass wir auch über die Grenzen hinaus unsere Lösungen anbieten können, um möglichst vielen Menschen das Überleben zu sichern und eine Hilfe im Alltäglichen zu bieten. Wir hoffen, die Gesellschaften näher aneinander zu bringen mit einer Lösung, bei der alle nur gewinnen.

Was muss noch getan werden, um Wien zu einer grüneren und sozialeren Stadt zu machen?

Wien ist auf einem guten Weg, aber es gibt noch viel zu tun.

Wie hat das Re:Wien-Programm von OekoBusiness Wien und dem Impact Hub Vienna konkret dazu beigetragen deine Business Idee weiterzuentwickeln?

Das Programm war ein sehr guter Einblick für jemanden, der keine Ahnung von Business hat und welche Herausforderungen noch anstehen. Aber am wichtigsten ist das Netzwerk aus Gleichgesinnten – ein unbezahlbares Geschenk.

Welche Tipps würdest du anderen Gründer*innen auf ihrem Weg mitgeben?

Zuhören, Durchatmen, Machen.