Wien schafft Voraussetzungen für kreislauffähiges Bauen der Zukunft

Als innovative Metropole baut Wien mit Weitblick, damit Wien auch für kommende Generationen die lebenswerteste Stadt der Welt bleibt. Das bedeutet vorausschauendes Planen und Gestalten sowie einen sorgsamen Umgang mit vorhandenen Ressourcen.

Wertvolle Rohstoffe und Materialien sind begrenzte Ressourcen und müssen künftig zirkulär eingesetzt werden. Sie sollen also „im Kreis geführt“ und bei Neubau und Sanierungen immer wieder verwendet werden. zusätzlich können dadurch die Herstellungskosten reduziert werden, indem man auf Vorhandenes zurückgreift. Kurz gesagt: Wien baut auf dem Fundament vorangegangener Generationen.

Vizebürgermeisterin Kathrin Gaál: „Eine Metropole wie Wien wächst auf dem Fundament vorangegangener Generationen. Dies gilt es in Zukunft mehr denn je zu beachten. Speziell wenn es darum geht bereits vorhandene Materialien verstärkt einzusetzen. Die globalen Ressourcen sind begrenzt, sodass es für die nächsten Generationen immer wichtiger, wird nach dem Motto „Nichts verschwenden, wiederverwenden“ zu denken.“

Jetzt Online: VIECYCLE – die digitale Informationsplattform für kreislauffähiges Bauen

Die neue Plattform richtet sich an die Pionier*innen der Kreislaufwirtschaft, die den Wandel mitgestalten wollen, an das Fachpublikum aus Wirtschaft, Wissenschaft und Verwaltung und auch an die interessierte Öffentlichkeit. VIECYCLE dokumentiert darüber hinaus das Programm der Stadt Wien zum kreislauffähigen Bauen mit dem Titel „DoTank Circular City Wien 2020 – 2030“ (DTCC30), das eines der Leitprojekte der Wirtschaftsstrategie Wien 2030 ist. Die Roadmap und den Wissensspeicher zum zirkulären Bauen, Aktuelles zum Programm und internationalen Kooperationen findet man unter https://viecycle.wien.gv.at/

Nachhaltige Nutzung natürlicher Ressourcen wird rechtlich verankert

Die Richtlinien des Österreichischen Instituts für Bautechnik (OIB) sind die Grundlage für einheitliche bautechnische Anforderungen in den Bauordnungen der Bundesländer. Mit dem Beschluss zur Ausarbeitung einer Richtlinie „Nachhaltige Nutzung natürlicher Ressourcen“ und des dazugehörigen Grundlagendokuments wurde im Mai 2023 die OIB-Richtlinie 7 auf den Weg gebracht. „Die OIB-Richtlinie 7 ist ein wichtiger Schritt, um die rechtlichen Rahmenbedingungen für das zirkuläre Bauen zu schaffen. Die Anforderungen, die wir damit künftig an eine nachhaltige Planung, an die Bauwerke selbst und an die verwendeten Bauprodukte hinsichtlich Ressourcenschonung stellen, sind die Voraussetzung für eine Verankerung in der Bauordnung für Wien. Kreislauffähiges Bauen wird so ein fixer Bestandteil unserer gebauten urbanen Umwelt“, erklärt Stadtbaudirektor Bernhard Jarolim.

Die Stadt Wien ist mit zwei Expert*innen der Stabsstelle für Ressourcenschonung und Nachhaltigkeit im bundesweiten Sachverständigenbeirat zur OIB-Richtlinie 7 vertreten.

Ein Zirkularitätsfaktor für Wiens Gebäude: Kreislauffähigkeit messen

Die Stadt Wien hat dazu im Rahmen der Wohnbauforschung die Universität für Bodenkultur mit einer Studie beauftragt, um Grundlagen für eine Bewertungsmethodik und Indikatoren für zirkuläres Bauen zu erarbeiten. „Am wichtigsten ist die Entwicklung einer gemeinsamen Sprache und gemeinsamer Definitionen“, so Bernadette Luger, Leiterin der Stabsstelle Ressourcenschonung und Nachhaltigkeit im Bauwesen in der Stadtbaudirektion. „Mit einer einheitlichen, verbindlichen Bewertungsmethodik können wir die Kreislauffähigkeit und die entsprechenden Anforderungen dazu in Bauträgerwettbewerbe einbringen oder bei der Beauftragung von Planungsleistungen einfordern. Aufbauend auf den klaren Vorgaben eines Zirkularitätsfaktors können Ausschreibungen für Bauprojekte gestaltet werden. Und wir können die Einhaltung dieser Vorgaben besser überprüfen. Darum ist es für die Stadt so wichtig, das entsprechende Know-how aufzubauen und für das Gemeinwohl einzusetzen“.

Im ersten Schritt der Ausarbeitung wurden 9 übergeordnete Kategorien für einen Zirkularitätsfaktor identifiziert:

  • Nutzungsintensität: Gebäude sollen so gestaltet sein, dass Räume möglichst „intensiv“ genutzt werden können. Z.B. Gemeinschaftsflächen.
  • Flexibilität, Um-Nutzbarkeit und Nachverdichtung: z.B. soll spätere Aufstockung möglich sein oder Wohnungsgrundrisse, die an verändernde Bedürfnisse angepasst werden können.
  • Langlebigkeit, Tauschbarkeit und Reparaturfähigkeitlanglebigere Bauteilen, mit hohem Potenzial für Wiederverwendung bzw Bauteile, die gut getauscht/repariert werden können.
  • Rückbau und Re-Use: Rückbaufähigkeit des Gebäudes soll sichergestellt und Re-Use-Bauteile rückgebauter Gebäude eingesetzt werden.
  • Recycling: Einsatz von sortenreinen Materialien, die recyclingfähig sind und gleichzeitig hohen Anteil an Recycling- Materialien verwenden.
  • Entsorgung und sonstige VerwertungGrenzwerte für nicht recyclingfähige oder wiederverwendbare Materialien werden festgesetzt, sodass Abfall minimiert wird.

Anhand von drei bereits bestehenden Gebäuden wird die Anwendbarkeit der Kategorien in der Praxis geprüft. Dafür ausgewählt wurden ein Schulneubau in der Leopold-Kohr-Straße, ein Wohngebäude-Neubau im 3. Bezirk und eine Wohngebäude-Sanierung im 7. Bezirk.

Für eine optimale Anwendung des Zirkularitätsfaktors und vollständige Umsetzung der Kreislaufwirtschaft im Bauen, werden digitale Leistungsverzeichnisse (Building Information Modeling (BIM) der verbauten Materialien eine große Rolle spielen. Nicht zuletzt durch das Zukunftsprojekt BRISE-Vienna der digitalen Baueinreichungen nimmt die Stadt Wien hier eine internationale Vorreiterinnenrolle ein.

City Loops: Wien im Austausch mit Norwegen

Im EU-finanzierten Projekt „City Loops“ entwickeln sieben europäische Städte digitale Werkzeuge und Verfahren, um Bau- und Abbruchmaterialien im Kreislauf zu halten. Diese Verfahren werden in Partnerstädten angewendet und getestet. Bei einem zweitägigen Workshop wurden die in Wiens Partnerstadt Bodø entwickelten Tools und Lösungen den Expert*innen in Wien vorgestellt.

Das Fazit: Nur wenn klar ist, welche Materialien in welcher Menge und Qualität wo zur Verfügung stehen, können diese Ressourcen effizient weitergenutzt werden und im Kreislauf bleiben. Die Erkenntnisse aus dem Wissensaustausch mit Bodø fließen auch in das Umsetzungsprogramm zur Kreislaufwirtschaft, DoTank Circular City Wien 2020 – 2030 ein.

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