5 Fragen an… Henriette Gupfinger über das Österreichische Umweltzeichen

In der Rubrik „5 Fragen an…“ erklären unsere Umweltberater*innen und Expert*innen, worum es bei unseren Angeboten geht und für welches Unternehmen sie geeignet sind. Dieses Mal stellt Henriette Gupfinger von kiwi sustainable solutions das Österreichische Umweltzeichen für Tourismus-, Gastronomie- und Kulturbetriebe vor.

Wer bist du / was machst du bei OekoBusiness Wien?

Mein Name ist Henriette Gupfinger und 2018 habe ich das Beratungsunternehmen kiwi sustainable solutions gegründet. Mit mittlerweile mehr als 25 Jahren Projekterfahrung im Bereich Nachhaltigkeit bringe ich das notwendige Wissen mit, um Unternehmen erfolgreich in eine bessere und effizientere Zukunft zu begleiten.  Mit visionären Ideen kann ich Unternehmen unterstützen, neue Wege anzudenken und mutig umzusetzen. Besonders wichtig ist mir dabei die nachhaltige Beschaffung, die durch Umweltzeichen Richtlinien unterstützt und im Rahmen von OekoBusiness Wien auch gefördert werden. Zusätzlich bin ich auch im Modul Nachhaltige Entwicklung tätig: Das Angebot Nachhaltige Entwicklung empfiehlt sich für Betriebe, die einen nachhaltigen Prozess im Betrieb starten und einen Nachhaltigkeitsbericht erstellen möchten.

Warum sollten sich Betriebe mit dem Österreichischen Umweltzeichen für Tourismus-, Gastronomie- und Kulturbetriebe auszeichnen lassen? Welche Vorteile ergeben sich für die Unternehmen?

Anhand eines umfassenden Kriterienkatalogs wird ein Betrieb in vielen Bereichen beurteilt: Neben allgemeiner Betriebsführung und Umweltmanagement sind vor allem Energie, Wasser, Abfall, aber auch die Beschaffung von bestimmten Büroartikeln wie Papier, Reinigungsartikel und Elektrogeräte im Büro oder Küche relevant. Weiters sind Mobilitätsfragen wie die Erreichbarkeit durch den öffentlichen Verkehr oder die nachhaltige Ausrichtung des Lebensmittelsortiments bedeutend für die Erreichung des Zertifikats.

Die Richtlinie 200 soll eine Umwelt- und Qualitätsverbesserung im Betrieb bewirken, das Image des Betriebes erhöhen und zu mehr Gästezufriedenheit führen. Charakteristisch sind u.a. folgende Merkmale:

  • Fokus auf regional-saisonaler Küche, idealerweise in BIO-Qualität, die durch kürzere Lieferwege und besserer Ökobilanz gekennzeichnet ist
  • Angebot von vegetarisch / veganen Gerichten
  • Einsatz umweltfreundlicherer Mehrwegsysteme, um Abfall zu vermeiden
  • Energieeffiziente Ausstattung von Gasträumen, Küche und Co. zur Senkung der Energiekosten
  • Einsatz von Ökostrom
  • Vermeidung von Lebensmittelabfällen durch variable Portionsgrößen oder andere Maßnahmen.

Welche Betriebe können sich auszeichnen lassen? Welche Anforderungen sind dafür zu erfüllen?

Neben Gastronomiebetrieben und Event Caterer werden seit wenigen Jahren auch Museen und Kinos zertifiziert. Die verpflichtenden Grundlagen sind abhängig von Betriebsart und Angebot in Muss-Kriterien dargestellt. Mit wählbaren Soll-Kriterien wird auf die spezifische Betriebssituation wie Größe, Angebot, Ausstattung oder Lage eingegangen. Außerdem werden Besonderheiten honoriert wie beispielsweise die ausschließliche Verwendung von Bio-Lebensmitteln, spezielle Angebote für Radfahrer*innen oder die Einrichtung nach baubiologischen Grundsätzen. Nachhaltige und kreislauffähige Beschaffung bei Museen umfasst u.a. einen ressourcenschonende Umgang und Nutzung von Produkten mit langer Lebensdauer, aber auch Recycelbarkeit und Bevorzugung von Produkten mit Umweltzeichen (beispielsweise Österreichisches Umweltzeichen, Blauer Engel, EU Ecolabel) im Einkauf. Weiters ist auf Informationen zur umweltfreundlichen Anreise und die Möglichkeiten für den barrierefreien Besuch zu achten.

Welche ist die meistgestellte Frage, die du von Unternehmen bekommst?

Was ist ein nachhaltiges Produkt? Ein nachhaltiges Produkt ist ressourcenschonend, umweltfreundlich und wird mit Rücksicht auf soziale und ökonomische Aspekte produziert und gehandelt. Nicht immer können alle 3 Dimensionen der Nachhaltigkeit in einem Produkt ausreichend berücksichtigt werden, aber es ist wichtig den Mehrwert des Produktes an die relevanten Stakeholdergruppen (Mitarbeiter*innen, Kund*innen oder Besucher*innen) zu kommunizieren.

Welchen Tipp würdest du Unternehmen mit auf den Weg geben?

Nachhaltige Beschaffung bedeutet nicht immer mehr Kosten. Manche Beschaffungsgruppen lassen sich einfach auf nachhaltige Produkte umstellen, da es hier bereits einen hohen Marktstandard gibt.