Re:Wien Erfolgsgeschichte: greenlab

Eine weitere Erfolgsgeschichte aus unserem Re:Wien Accelerator-Programm: greenlab. Außerdem erklären die Gründer*innen, warum eine positive Fehlerkultur für ihren Erfolg entscheidend ist.

Wer steht hinter greenlab und was macht ihr?

Bei greenlab bauen wir qualitativ hochwertige Holzelemente für den öffentlichen Freiraum und pflegen Grünflächen. Das Besondere: in der Umsetzung werden junge Erwachsene beschäftigt, die sich schwer tun einen Job zu finden. Beim gemeinsamen Bauen von Stegen, Sitzelementen, Plattformen usw. sammeln sie praktische Erfahrung in einem „normalen“ Arbeitsumfeld. Sie lernen im Team zu arbeiten, Eigenverantwortung zu übernehmen und gewinnen Erfahrung im Umgang mit den Maschinen. Wir unterstützen sie, fit für die Arbeitswelt zu werden.

Welche Vision verfolgt ihr mit eurem Startup? Wie kann man eine Soziale Landschaft bauen?

Wir wollen unseren Projektteilnehmer*innen ein Stück Arbeitserfahrung mitgeben – praktische und soziale Skills, die für sie ein Trittstein in die Berufswelt werden. Der erste Job ist ein wichtiger Moment beim Erwachsenwerden und ermöglicht eine selbständige Lebensführung oder die erste Wohnung. Gerade junge Menschen, denen es nicht so leicht fällt, wollen wir unterstützen und so einen Beitrag zur Chancengleichheit leisten. Das Konzept Soziale Landschaft kommt aus der Landschaftsarchitektur – unserer „Quelldisziplin“. Es basiert auf der Idee, dass Landschaft nicht nur aus seinen physischen Elementen besteht, sondern wesentlich durch die Interaktionen sozialer Akteur*innen geprägt wird. Durch unsere (Bau-)Tätigkeit in der Landschaft, unseren Beitrag zur Ausgestaltung des Freiraumes, können wir Möglichkeitsräume und soziale Aktivitäten mitgestalten. Wir sind aber auch selbst Akteur in dieser Sozialen Landschaft, unsere Projektteilnehmer*innen sammeln hier ihre Arbeitserfahrung. Bei Baustellen im öffentlichen Raum werken sie auf „öffentlicher Bühne“, hier wird ihre Leistung direkt sichtbar. Oft sind sie richtig stolz, was sie geschafft haben.

Wie wichtig ist der Nachhaltigkeitsaspekt für euch? Mit welchen Materialien arbeitet ihr?

Nachhaltigkeit hat für uns viele Seiten. Natürlich spielt die soziale Nachhaltigkeit eine tragende Rolle in unserem Tun. Aber auch ökologische Nachhaltigkeit ist uns sehr wichtig. Sie fließt in die Planung unserer Bauprojekte ein, wo wir versuchen klare, wandlungsfähige Formensprache zu finden und langlebige Produkte zu garantieren. Wir arbeiten hauptsächlich mit Holz. Das hat zwar oft einen grünen „Stempel“, es ist aber gar nicht so leicht, mit heimischen Hölzern zu arbeiten. Vor kurzem haben wir unser erstes Projekt mit ReUse-Holz gestartet. Wir bauen für die Grätzloase das Parklet „Ronja“, für das zu 90% Lärchenholz aus dem alten Steg in aspern Seestadt verwendet wird.

Was ist euer bisher größter Erfolg?

Das Projekt greenlab hat schon fast 15 Jahre Vorgeschichte, wurde von zwoPK Landschaftsarchitektur konzipiert und über mehrere Jahre in Kooperation mit großen Sozialorganisationen umgesetzt. Den gemeinnützigen Verein haben wir, Helge Schier, Vincent Hendus und Alexandra Fellinger im Jahr 2022, aus einem vielleicht auch durch Corona gezündeten Drang nach Eigenverantwortung und Gestaltungsfreiheit (neu-) gegründet. Das war ein großer Schritt für uns, da wir heute wesentlich weniger Förderungen bekommen und uns sehr stark durch eigenes Einkommen (und noch immer viel Eigeninitiative) finanzieren. Wir wussten nicht, ob wir das überhaupt „stemmen“ und greenlab ins Laufen kommen kann. Aber es hat funktioniert, wir haben viele großartige Partnerschaften und ein großes Netzwerk aufgebaut, bekommen viel Zuspruch. Ein, zwar nicht endgültiger, aber weiterer großer Schritt ist der Umzug in eine neue, größere Werkstatt in der Seestadt Aspern diesen Sommer. Dann können wir professioneller und auch im Winter besser arbeiten. Es freut uns sehr, dass es so gut läuft – und wir werden das voraussichtlich im Herbst groß feiern.

Wie hat das Re:Wien-Programm von OekoBusiness Wien und dem Impact Hub Vienna konkret dazu beigetragen eure Business Idee weiterzuentwickeln?

Am Re:Wien Programm haben wir zu einem Zeitpunkt teilgenommen, als wir gerade ins Arbeiten kamen. Der Austausch mit den Expert*innen hat geholfen, Finanzplanung und Businessplan zu schärfen, aber vor allem der Austausch mit den Peers und neue Kontakte für unser Auftraggeber*innen-Netzwerk waren sehr hilfreich.

Der Mut aus Fehlern zu lernen, was war das größte Learning beim Gründen eures Startups? Was habt ihr gelernt?

Bis jetzt können wir keine groben Fehler identifizieren – zum Glück. Aber natürlich reflektieren wir immer wieder und es passieren auch Hopplas. Das gute ist, dass wir als Dreierteam unterschiedliche Bereiche abdecken und eine positive Fehlerkultur untereinander etabliert haben. So finden wir vermutlich einen ausgeglichenen Weg, an Dinge heranzugehen und verlaufen uns nicht so leicht. Wir haben aber schon gemerkt, dass so ein kleines Unternehmen, das von viel Eigeninitiative geprägt ist, auch schnell ins Wanken kommen kann. Als ich vergangenen Herbst zwei Personen unseres Kernteams durch Krankenstände länger ausfielen, war das durchaus ein kritischer Moment. Zum Glück wurden wir spontan von Personen aus dem Bekanntenkreis unterstützt und haben so eine Überbrückung geschafft.

Welche 4 Tipps würdet ihr anderen Gründer*innen auf ihrem Weg mitgeben?

  • Prioritäten setzen! Was ist wichtig, was ist dringend – für alles wird die Zeit nicht reichen.
  • „Work-life-balance“, zumindest im Großen und Ganzen. Es ist ein Marathon, kein Sprint und den schafft man nur, wenn man auf Ausgeglichenheit achtet.
  • Ziele definieren und gleichzeitig flexibel bleiben, bzw. einen Plan B mitdenken.
  • Baut ein Netzwerk an Gleichgesinnten und Partner*innen auf.

Was würdet ihr euch in Zukunft von der Stadt Wien, Betrieben oder der Wirtschaft wünschen?

Ganz gerade heraus… Auch wenn es schon einiges an Unterstützung gibt, könnte bei der Beschäftigung von Personen mit Behinderung, vor allem längerfristige Beschäftigung noch stärker unterstützt werden. Außerdem würde es uns viel helfen, wenn soziale und ökologische Faktoren in der öffentlichen Vergabe stärker berücksichtigt würden. Die öffentliche Hand könnte hier eine Vorbildfunktion für die Privatwirtschaft einnehmen. Auch was Offenheit und Unterstützung von Seite der Wirtschaft/Betrieben gegenüber jungen Menschen mit Einschränkungen betrifft, würden wir uns Verbesserungen wünschen. Vermutlich kann man allgemein sagen, dass wir uns noch mehr Offenheit und Experimentierfreudigkeit, um neue Lösungswege für Zukunftsfragen zu entwickeln, wünschen.