Re:Wien Startup Erfolgsgeschichte: Plantika

Mit Plantika stellen wir heute ein weiteres Startup vor, das an unserem Re:Wien Programm von OekoBusiness Wien und dem Impact Hub Vienna teilgenommen hat. Das Startup entwickelt Dachbegrünungssysteme für schräge Dächer und hat sich mittlerweile ein großes Netzwerk in Wien aufgebaut.

Wer steht hinter Plantika und was macht ihr?

Hinter Plantika steht ursprünglich ein Team aus Familienmitgliedern und Freunden. Die Mitgründer Heißen Mathieu Lebranchu, Theresa Matzinger, Philipp Lebranchu, Sophie Kaltner und Denis Lebranchu. Seit einiger Zeit unterstützen und auch Katharina Scheuerer und Yasmin Boukari beim Aufbau unseres Startups. Wir entwickeln Dachbegrünungssysteme für schräge Blech- und Ziegeldächer. Um die von Hitze geplagten und versiegelten Innenstädte zu begrünen, entlasten und zu entsiegeln. Wir entwickeln unser Produkt stetig weiter und sind in mehreren Forschungsprojekten involviert.

Welche Vision verfolgt ihr mit eurem Startup? Wieso braucht es solche innovativen Dachbegrünungslösungen?

Wir wollen unsere Städte durch unser modulares Dachbegrünungssystem lebenswerter und nachhaltiger gestalten. Unsere innovative Lösung eröffnet neue Wege, die es nun möglich macht, auch schräge Dächer zu begrünen, die bisher oft ungenutzt blieben. Doch gerade dort, im urbanen Raum, dort wo der Boden am dichtesten versiegelt ist, braucht es naturbasierte Lösungen, um die Hitze zu mildern, Wasser vor Ort zu speichern, die Kanalisation zu entlasten und die Biodiversität zurück in die Stadt zu holen. All das verbessert die Lebensqualität der Bewohner und wirkt sich positiv auf das Mikroklima aus. Unser Ziel ist es, gemeinsam mit unseren Partnern eine nachhaltige Zukunft für eine lebenswertere Stadt zu gestalten.

Wie gestaltete sich der Weg von der ersten Idee bis hin zur Umsetzung?

Alles begann mit Denis Lebranchu, der seit über 40 Jahren als selbstständiger Dachdecker und Spengler im Baugewerbe tätig ist. Denis erkannte die bestehende Lücke bei begrünten Schrägdächern und deren Bedeutung für die Anpassung an den Klimawandel. Nach der Erkundung verschiedener Lösungsansätze gelang es ihm schließlich, zusammen mit seinen beiden Söhnen Philipp und Mathieu Lebranchu, den ersten Prototypen zu entwickeln. Die Idee von Plantika war geboren. Im Jahr 2021 hat Mathieu Lebranchu mit einem Team aus insgesamt fünf Personen das Projekt in die Hand genommen, um aus der Idee ein Startup zu gründen. Das Jahr 2021 war durch Pitching Wettbewerbe und Accelerator Programme geprägt. Greenstart war das erste Programm an welchem Plantika teilgenommen und sogar als TOP 3 gewonnen hat. Anschließend folgten weitere Programme, wie das Re:Wien Programm, Clean Cities ClimAccelerator und das Grow-Programm vom Deloitte Future Fund, welche alle erfolgreich und teilweise sogar auf dem ersten Platz abgeschlossen wurden. Durch diese Programme konnten wir unser Businessmodell, unser Produkt und unser Netzwerk aufbauen und entwickeln. Auch in den Pitching-Wettbewerben waren wir sehr erfolgreich. Im ClimateLaunchpad haben wir es sogar ins Global Finale geschafft. Im Jahr 2022 haben wir uns auf die Produktentwicklung fokussiert und haben mit der Firma ObenAuf eine erstes Demoprojekt in Wien umgesetzt. Zudem haben wir bei geförderten Programmen teilgenommen, um unser Produkt weiterzuentwickeln und zu verbessern. So haben wir Ende 2022 bis Anfang 2023 an einem EU-geförderten Programm teilgenommen und erstmals ein Photovoltaik-Dachbegrünungs-Kombiprodukt für schräge Blech- und Ziegeldächer konzipiert und ein Demoprojekt umgesetzt. Seit Anfang 2023 leiten wir auch ein großes F&E-Projekt welches wir durch die Wirtschaftsagentur Wien gefördert bekommen.

Was ist euer bisher größter Erfolg?

Wie im vorherigen Punkt beschrieben, hatten wir im Bereich von Accelerator Programmen bereits einige große Erfolge. Zudem müssen wir für die Gründung eines Start-Ups an verschiedensten Fronten arbeiten und es ist daher schwer einen größten Erfolg zu nennen. Bzgl. Produktentwicklung und Demoprojekte war natürlich unser erstes Projekt in Wien ein Riesenerfolg: ObenAuf. Sie waren sehr an dem Thema Dachbegrünung interessiert und sind das Risiko eingegangen und waren somit ein idealer Early Adaptor. Aber wir haben auch mit der Stadt Wien MA 34 ein Demoprojekt und beide Projekte sind ein starkes Marketingtool und zeigen Credibility für uns und unser Produkt. Aber auch auf rechtlicher Ebene haben wir viel Arbeit reingesteckt und Erfolge gesehen. Die neue Bauordnungsnovelle hat den Fokus auf Nachhaltigkeit und grüne und blaue Infrastruktur und seitdem kann unsere Begrünungslösung auch außerhalb des Baufensters angebracht werden. Das ist für uns insofern ein großer Erfolg, weil wir für die Strategiepläne der Stadt Wien eine ideale Lösung zur Bekämpfung der Hitzeinseln geboten haben, aber die Bauordnung unser Produkt indirekt nicht zugelassen hat. Das hat sich nun geändert.

Ein weiterer großer Erfolg sind unser Netzwerk und unsere Partnerschaften. Wir sind mittlerweile mit den meisten Magistraten sehr eng vernetzt und Plantika wird bei Architekt*innen und Bauunternehmer*innen immer bekannter. Zudem haben wir Expert*innen und Kooperationspartner aus der TU Wien, BOKU und weiteren namenhaften Institutionen an unserer Seite.

Wie hat das Re:Wien-Programm von OekoBusiness Wien und dem Impact Hub Vienna konkret dazu beigetragen eure Business Idee weiterzuentwickeln?

Das Re:Wien-Programm von OekoBusiness Wien und dem Impact Hub Vienna hat insgesamt dazu beigetragen, unsere Business-Idee weiterzuentwickeln, insbesondere durch die Vernetzung über verschiedene Veranstaltungen. Die Möglichkeit, wertvolle Kontakte zu knüpfen, von anderen zu lernen und unsere Sichtbarkeit zu erhöhen, hat uns auf unserem Weg zu einem erfolgreichen und nachhaltigen Unternehmen maßgeblich unterstützt.

Der Mut aus Fehlern zu lernen: Was war das größte Learning beim Gründen eures Startups? Was habt ihr gelernt?

Wie vermutliche viele Startups haben wir sehr viele Fehler gemacht, die uns nicht nur Zeit und Nerven gekostet haben, sondern teilweise auch viel Geld. Und genauso haben wir in den verschiedensten Bereichen sehr viel gelernt. Es ist schwierig, alle Ups & Downs der letzten 2,5 Jahre auf ein Event zu reduzieren. Aber generell gesprochen würde ich sagen, das größte Learning war wie wir ein Startup organisieren und wie wichtig das Team ist. Es hat sich mit der Zeit ziemlich stark herauskristallisiert, wer in welchen Bereich gut ist. Alles in eine Struktur zu packen war ein großes Learning, aber dieser Prozess ist noch lange nicht abgeschlossen. Aber eine Sache habe ich persönlich gelernt. Wenn jeder aus persönlicher Überzeugung arbeitet und motiviert ist und man das ganze in ein bisschen Struktur einpackt, dann funktioniert es. Es ist sehr schön sich auf sein Team verlassen zu können und zu sehen wie jeder seinen Aufgaben mit bestem Gewissen nachkommt.

Welche Tipps würdet ihr anderen Gründer*innen auf ihrem Weg mitgeben?

  1. Fokus auf den Product-Market-Fit legen. Wird eure Lösung gebraucht? Gibt es potenzielle Kunden? Das bedeutet rauszugehen, mit den Leuten zu reden und Umfragen zu machen. Wenn man im Team die Köpfe zusammensteht und eine Lösung entwickelt ohne Feedback von außen hereinzuholen, entwickelt man im Worst Case ein Produkt, das niemand braucht.
  2. Netzwerke knüpfen: Kontakte zu anderen Unternehmen, Investor*innen und Expert*innen in der jeweiligen Branche. Dieses Netzwerk kann wertvolle Unterstützung und Ressourcen bieten, die den Erfolg eures Startups fördern.
  3. Flexibilität bewahren: Der Weg eines Startups ist oft unvorhersehbar und die Fähigkeit sich schnell an neue Herausforderungen und Möglichkeiten anzupassen, ist entscheidend für einen langfristigen Erfolg.
  4. Finanzmanagement: Alle Kosten konkret festlegen und schriftlich vereinbaren – vor allem wenn man mit Anwält*innen, Steuerberater*innen zusammenarbeitet.

Was würdet ihr euch in Zukunft von der Stadt Wien, Betrieben oder der Wirtschaft wünschen?

Unser Wunsch an die Stadt Wien, Betriebe und die Wirtschaft ist es, gemeinsam eine nachhaltige Zukunft zu gestalten, in der grüne Dächer einen festen Platz in der Stadt haben. Daher wünschen wir uns gezielte Förderprogramme für Schrägdachbegrünungen und eine enge Kooperation mit lokalen Betrieben zur Weiterentwicklung von Technologien und Pilotprojekten. Es wäre ebenfalls hilfreich, wenn Dachbegrünungen stärker in die städtische Bauplanung integriert würden, um nachhaltige städtische Infrastrukturen zu fördern. Durch gezielte Unterstützung und Kooperationen können wir zusammen dazu beitragen, das Stadtbild zu verbessern, das Klima zu schützen und die Lebensqualität der Menschen zu erhöhen.