Fit für SDGs? – Die Bedeutung der nachhaltigen Entwicklungsziele für Unternehmen

Interview mit Henriette Gupfinger, Beraterin bei denkstatt 

Auf einer Generalversammlung der Vereinten Nationen im September 2015 einigten sich alle 193 UN-Mitgliedsstaaten auf eine ambitionierte und umfassende Vision für soziale, ökologische und ökonomische Entwicklung. Mit dieser Einigung verpflichteten sich die UN-Mitgliedsstaaten auf die Umsetzung der „Agenda 2030 für Nachhaltige Entwicklung“ mit insgesamt 17 nachhaltigen Entwicklungszielen („Sustainable Development Goals“, SDGs). Diese Ziele gilt es, auf nationaler, regionaler und internationaler Ebene bis zum Jahr 2030 zu implementieren und an deren Erfüllung zu arbeiten. Um hier erfolgreich zu sein, braucht es auch die Beteiligung von Unternehmen.

Wie weit sich die SDGs bereits auf heimische Unternehmen auswirken, klären wir im Interview mit Mag. Henriette Gupfinger, Beraterin bei denkstatt, die aktuell das neue OekoBusiness Wien Workshop-Format „SDG fit“ leitet. OekoBusiness Wien bedient mit seinen Beratungsangeboten für Wiener Betriebe sieben der 17 SDGs und möchte Betriebe im Rahmen des Workshops noch präziser bei ihrem Beitrag zu den nachhaltigen Entwicklungszielen unterstützen.

Warum sind SDGs relevant für Betriebe? Welche Vorteile haben Betriebe, wenn sie sich mit ihnen auseinandersetzen?

Henriette Gupfinger: Die SDGs können von Unternehmen als Instrument genutzt werden, um Geschäftsaktivitäten zu gestalten, zu steuern und darüber zu berichten. Dabei gibt es zwei Möglichkeiten: Einerseits kann man mit Hilfe der SDGs seine Aktivitäten im Bereich Nachhaltigkeit in einen globalen Kontext der nachhaltigen Entwicklung einbetten. Auf der anderen Seite können sich Unternehmen auch an den SDGs ausrichten und diese im Unternehmenskern fest verankern. Die unternehmerische Leistung zielt dann direkt auf die Erreichung der globalen Ziele ab. Darüber hinaus können die SDGs auch als Instrument zur Risikoanalyse verwendet werden. Es zeigt sich, dass die Ziele in ihrer Implementierung im unternehmerischen Kontext äußerst vielseitig zu verwenden sind.

Ist die Verfolgung der SDGs eine verpflichtende Vorgabe für Unternehmen? Welchen Zielen sollten sich Unternehmen annehmen?

Henriette Gupfinger: Das Engagement für die SDGs ist freiwillig. Dabei können Unternehmen selbst entscheiden, ob sie eines oder mehrere Ziele verfolgen. Zu empfehlen ist dabei für Unternehmen die Durchführung einer Wesentlichkeitsanalyse (Festlegung der relevanten Themen), die anschließend als Basis für die Aufstellung eines Nachhaltigkeitsprogramms dient. Dadurch wird meist relativ schnell klar, welchen Beitrag das Unternehmen zu den unterschiedlichen SDGs leisten kann. Unternehmen sollten sich auf diejenigen SDGs fokussieren, die für das Unternehmen auf der einen Seite wichtig sind und bei denen sie auf der anderen Seite auch die größte Wirkung erzielen können. Das Kerngeschäft spielt dabei eine große Rolle. Hierzu unterstützen auch die 193 Unterziele.

Ein Beispiel: „Eine widerstandsfähige Infrastruktur aufbauen, breitenwirksame und nachhaltige Industrialisierung fördern und Innovationen unterstützen“, das ist die Zielsetzung von SDG 9. Dies gilt nicht nur für produzierende Betriebe, sondern auch für Dienstleistungsbetriebe. Insbesondere der Innovationsansatz ist ein Aufruf für die Entwicklung neuer Produkte und Dienstleistungen. Im Rahmen dieses Zieles sollen auch Infrastrukturen und Industrien durch den effizienteren Einsatz von Ressourcen sowie die Förderung von sauberen, umweltverträglichen Technologien und Industrieprozessen bis 2030 nachhaltig gemacht werden. Bei diesem Unterziel sind natürlich vor allem die produzierenden Betriebe angesprochen.

Andere SDGs, wie jenes für saubere Energie (SDG 7) oder nachhaltiges Wirtschaftswachstum (SDG 8) passen wiederum zu beinahe allen Betrieben und Unternehmen.

Wie können Unternehmen einen Beitrag zu den SDGs leisten?

Henriette Gupfinger: Die SDGs können für Unternehmen als generelle Zielsetzung oder als Orientierung für die eigenen Nachhaltigkeitsmaßnahmen fungieren und dabei helfen Risiken und Potential im Bereich Umwelt und Gesellschaft auszuloten. Das kann so weit gehen, dass es zu einer Anpassung der Unternehmensausrichtung oder auch der Neu- oder Weiterentwicklung des bestehenden Produktes- oder Dienstleistungsportfolios kommt.

Nähere Informationen zu den SDGs, die OekoBusiness Wien mit Modulen und Beratungsangeboten bedient, finden Sie hier zum Download: SDGs supported by OekoBusiness Wien (639 Downloads)